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Low Carb ist zu teuer!

Das ist ein Argument, das uns schon öfter mal erreicht. Zugegeben, wer sich die komplette Low Carb Einkaufsliste zur Brust nimmt und dann mal nachrechnet, kommt schon auf eine nennenswerte Summe.

Aber wie sieht das denn in der Realität aus, ist Low Carb wirklich teurer als “normale” Ernährung? Und sollten wir gesunde Ernährung (gleich welcher Art) und industriell vorgegebene Ernährung überhaupt preislich vergleichen?

Damit haben wir uns heute beschäftigt. 

Low Carb ist viel zu teuer! Stimmt das wirklich?

Das Video wird von YouTube eingebettet abgespielt. Es gilt die Datenschutzerklärung von Google.

Low Carb besteht nicht nur aus Backen

Das ist so der Hauptaufreger. Wer zum allerersten Mal sieht, was ein Kilo gutes Mandelmehl (nicht gemahlene Mandeln) kostet, fällt rückwärts vom Stuhl.

Ähnlich sieht es aus, wenn man sich die Preise von Xylit und Erythrit anschaut und mit Haushaltszucker vergleiche.

Der Gedanken sich das gar nicht leisten zu können, kommt hier unweigerlich auf. Das war auch bei uns so, keine Angst.

Ja klar, das ist mehr Geld, stimmt schon. Und ein Kilo Mandelmehl kostet sicherlich auch so viel, wie 40 Kilo 405er Weizenmehl. Unglaublich, oder?

Und trotzdem… ein Kilo Mandelmehl reicht uns gern 2-3 Monate. In der Realität sprechen wir hier also von wenigen Euro pro Monat. Man bäckt ja nicht täglich. Zur Hölle damit, wir backen nicht mal jede WOCHE – von Knäckebrot vielleicht mal abgesehen.

Das ist nämlich ein Teil der Ernährungsumstellung. Wer sich sagt “ich esse jeden Tag zwei Brötchen und 4 Scheiben Brot, da werd ich ja arm!” Mag schon sein, aber das tun Low Carber ja nicht – zumindest nicht dauerhaft. Die Zusammensetzung der Mahlzeiten verändert sich und das ist durchaus legitim.

Backwerke, egal ob süß oder herzhaft, sind eher die Ausnahme und daher ist das größte Argument bezüglich erhöhter Kosten eh schon mal weg. Oder zumindest so klein, dass es keine Rollen spielen kann.

Nährstoffdichte gegen Masse

Ein Punkt, der gerne unter den Tisch geredet wird, ist Nährstoffdichte. Das gilt gleichermaßen für Backwerke wie auch für alle anderen Produkte.

Ein Brot aus Nüssen, Eiern, Hüttenkäse, Chiasamen und Leinsamen hat eine höhere Energiedichte als ein normales Bäckerbrot, also mehr Kalorien pro 100 g. Wer traditionell denkt, sagt sich, dass das schlecht wäre. Aber mehr Fett und mehr Protein – daher kommen ja die höheren Kalorien – sorgen auch für schnellere und längere Sättigung.

Was aber noch wichtiger ist, ist die Nähr- und Vitalstoffdichte. Ein klassisches , wie unser Chia-Leinsamen-Hüttenkäsebrot enthält einfach eine ganze Menge Mineralstoffe, Vitamine, Spurenelemente und alle wichtig Makronährstoffe. Das ist ein vollständiges .

Und das gilt AUCH, wenn man sich ein 24 Stunden oder länger gegangenes Sauerteigbrot aus frisch gemahlenem Vollkornmehl anschaut. Das ist gutes Brot, keine Frage. Und es kostet auch gutes Geld, nämlich nicht weniger als sowas wie unser CLH-Brot, also in etwa 6-8,- € pro Kilo. Aber nährstofftechnisch kommt es trotzdem nicht ran.

Das Gleiche gilt dann auch für Lebensmittel.

Bio-Eier sind besser als normale Bodenhaltung. Aber besser sind die Eier vom Direktvermarkter mit mobiler Hühnerfarm. Die Qualität steigt mit dem Preis.

Bio-Gemüse ist besser als “normales” Supermarktgemüse. Demeter-Gemüse schlägt die meisten Biohersteller.

Fleisch vom Metzger ist im Regelfall besser als aus der Kühltheke beim Supermarkt. Aber du kannst auch upgraden auf Weiderind und Wiesenhühner.

Hier steigt überall mit der Qualität der Preis und gleichzeitig die Wertigkeit, also die Nährstoffdichte. Man bekommt einfach mehr für sein Geld.

Gesunde Ernährung kostet mehr

Aber letztendlich muss man der Wahrheit ins Gesicht sehen. Wer sich hochwertiger ernähren will, muss dafür mehr Geld einplanen.

Das liegt nicht an Low Carb, überhaupt nicht. Der Punkt ist, dass höhere Qualität einfach mehr kostet. Wir Deutschen sollten das wissen, darauf basiert unsere gesamte Exportwirtschaft!

Deutsche Autos, deutsche Küchengeräte, deutsche Ingenieurskunst, deutsche Wertarbeit in aller Munde. All das kostet MEHR. Weil all das BESSER ist als sonst irgendwo auf der Welt.
(das ist natürlich etwas überspitzt und idealisiert, aber du weißt schon, was ich meine…)

Und dann kommen wir mit unserem Essen daher und wählen greifen zum Billigfraß.

Total behämmert. Und das gerade hier bei uns.

Billiges Essen macht krank und fett und der Durchschnittsdeutsche hat aus meiner Sicht definitiv die falschen Prioritäten.

Du bist, was du isst. Und ich war früher definitiv Industriemüll, aber immerhin billig.

Vergleichen mit Billignahrung ist unfair

Das bringt mich zum nächsten Punkt.

Wenn wir gesunde Ernährung Gramm für Gramm preislich mit Industrienahrung vergleichen und sonst nichts beachten, dann verliert die gesunde Ernährung im Schnitt.

Aber macht dieser Vergleich überhaupt Sinn? Ich glaube nicht.

Ich meine, wir kämen nicht auf die Idee Produkte aus anderen Kategorien rein über den Preis miteinander zu vergleichen.

Bessere Kleidung kostet mehr Geld, aber hält auch länger. Ein besseres Auto kostet mehr, aber du hast halt auch viel mehr davon.

Verdammt nochmal, wir brauchen Häuser als Stein statt aus Holz und Pappe. Und das kostet ein Vielfaches. Aber wir wissen, dass das Sinn ergibt.

Und wir kämen nicht auf die Idee hier rein über den Preis zu vergleichen.

Auch beim Essen ist es im Prinzip so. Ich meine, wer sagt denn “Tiefkühlpizza kostet nur nen Euro, da brauche ich nicht zum Italiener mit seinem blöden Steinofen.” Da wird das verstanden, aber wenn es um geht, sieht das kaum jemand ein.

Und was fällt weg?

Die Frage stellt dann am Ende wieder keiner.

Ich weiß ja nicht, wie das bei dir ist. Aber WIR sparen uns doch so einiges alleine dadurch, dass wir nicht mehr bei Lieferdiensten bestellen (können/wollen), Fastfood-Ketten keine spontanen Besuche auf dem Weg nach Hause abstatten und insgesamt auch weniger Essen in und aus Schnellrestaurants zu uns nehmen.

Und auch so fiese Kleinigkeiten wie Chips, Flips, Schokoladenriegel und -tafeln, Puddings und andere Süßigkeiten oder Knabbereien fallen weg. Das ist gar nicht mal wenig. Zumindest bei uns.

Knabbereien fallen fast ersatzlos weg. Hin und wieder gibt es mal ein paar Nüsse oder Schweinekrusten, aber trotzdem viel seltener als es früher Erdnüsse und Chips gab. Unser Schokoladenkonsum hat sich um ca. 97% reduziert (das ist eine Metapher für “ganz doll viel weniger!”).

Ich kann das nicht wirklich beziffern, aber ich weiß, dass wir Zeiten hatten, zu denen wir 3x pro Woche oder öfter Döner, Lieferpizza, Leberkäsesemmeln vom Metzger und ähnliches gegessen haben. Oder Schnitzel aus der Schnitzel-Mia von nebenan (Ja, das gabs bei uns. Lieferschnitzel mit Lieferpommes).

Und du kannst sagen, was du willst, aber DAS IST NICHT BILLIG! Es ist nur bequem und man muss sich keine weiteren Gedanken ums essen machen. Nur bestellen und futtern. Maximal abholen. Hier

Mit den Süßigkeiten wars letztendlich ganz ähnlich. Bevor wir auf irgendeine Weise auf Ernährung geachtet haben, gabs halt quasi täglich Süßigkeiten und Knabberzeug. Und auch wenn es am Ende nur 1-3 € Tag waren, weil hier eine Kleinigkeit und dort eine Kleinigkeit summiert sich halt schon… das sind dann am Ende trotzdem 30-90 € im Monat. Dafür kann man ganz schön viel richtiges Essen kaufen.

Aber danach fragt ja niemand. Mandelmehl ist teuer, damit ist Low Carb kaum finanzierbar, fertig.

Unsere Erfahrung

Wir geben im Schnitt jetzt kaum mehr Geld für Ernährung aus als früher.

Sicherlich war die Einstiegsphase etwas teurer als vorher und auch teurer als jetzt – als wir noch dachten, wir müssen jedes Low Carb Mehl kaufen, jedes Bindemittel, literweise Kokosöl und ach ja, MCT-Öl!

Nebenbei bemerkt: MCT-Öl ist super. Aber das ist kein Nahrungsmittel, das ist ein NahrungsERGÄNZUNGSmittel, das man in geringer Menge verwenden sollte, wenn man es möchte. Muss man aber nicht. Bitte nicht mitrechnen, das ist Hobby, nicht tägliche Nahrung.

Die Praxis sieht für uns halt so aus, dass wir gutes Fleisch und guten Fisch in den entsprechenden Fachgeschäften kaufen, also Metzger und Fischladen bzw. der Fischabteilung im guten Supermarkt.

Wir kaufen Eier direkt vom lokalen Bauernhof und sind auch ständig auf der Suche nach Direktvermarkter für Rind, Schwein und Geflügel. Hier ist das Preis/Leistungsverhältnis im Regelfall nochmal deutlich besser als beim guten Metzger.

Gemüse kaufen wir entweder im Supermarkt oder auf dem Bauernmarkt, aber wir achten auf Bio wann immer möglich. Das kostet nicht viel mehr als “normales” Gemüse und ist kein echter Kostenfaktor, wenn man gerade jeden Euro zweimal umdrehen muss.

Alles in allem: wie geben quasi das gleiche Geld aus wie vorher, aber für andere Produkte und für andere Qualität. Die Tatsache, dass man mit einem anderen Bewusstsein für Lebensmittel auch eher angemessene Mengen kocht und weniger in den Müll wirft, schadet auch nicht. Jedenfalls bei uns hat sich das so entwickelt.

Fazit für uns: Nein, Low Carb ist in Summe nicht teurer. Aber unsere Prioritäten haben sich verschoben. Wir KÖNNTEN viel mehr Geld ausgeben, das ist wahr. Aber hätten wir das vorher nicht auch gekonnt?

viele Grüße,
Nico

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Über Nico

Avatar-FotoNico ist Ernährungsberater, zertifizierter Fastenleiter und -Experte. Er ernährt sich selbst seit 2014 Low Carb mit ketogenen Phasen. Bisher hat er damit über 40 kg abgenommen und hilft anderen, ihre Gesundheit durch Ernährungs- und Lebensstiländerungen zu verbessern.

Weiterbildungen: Ernährungs- und Gesundheitsberater (Isolde Richter), Fastenleiter (Isolde Richter)

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Mari

Thursday 13th of July 2023

Hm. Ich bin hier gelandet weil ich gegoogelt habe nach der Frage ob Low Carb Ernährung eigentlich teurer kommt als normale. Ich finde den Beitrag etwas einseitig. Auf der einen Seite wir nur sowas extrem teures wie Mandelmehl als "Kritikpunkt" genannt. Und auf der anderen Seite als Erklärung dass es ja nicht teurer ist der Vergleich mit massig Lieferservice und auswärtigem Essen und Süßigkeiten.

Wenn man vorher schon wenig auswärts und vom Lieferservice gegessen hat und vieles selbst gemacht hat (möglichst wenig industriell verarbeitete Zutaten), dann wäre das eine ehrlichere Gegenüberstellung - da man bei Low Carb ja automatisch auch vieles selbst macht. Und ob eine Mahlzeit aus viel Vollkornreis, etwas Gemüse und etwas gebratenem Fleisch mit Soße für den Geschmack besteht, oder selbstgebackene Roggenvollkornbrötchen mit was drauf, oder Kartoffelgratin mit Gemüse und Bechamelsoße....oder eben aus fast nur Fleisch, Eiern, Milchprodukte, Gemüse und Nüssen - von denen eben auch die Menge dass man davon satt wird - dann macht das preislich schon einigen Unterschied, finde ich. Kohlehydrate sind halt die billigen Sattmacher, das was die Masse des Essens ausmacht.

Fleisch kostet viel - zurecht natürlich! Aber die Mengen Fleich die bei Low-Carb-Rezepten täglich angegeben werden verbrauche ich sonst in einer Woche. Gemüse, so gesund es auch ist, macht für sich alleine nicht lange satt.

Ich bin keine Low-Carblerin. Ich habe also keine praktischen ERfahrungen damit und nur den Blick von außen. Ich interessiere mich dafür, auch wegen Gewicht. Aber was ich im Internet allgemein dazu finde klingt sehr "hipster-mäßig", nach einem ganzen Lebensprinzip, einem trendy Hobby. Also überhaupt nicht pragmatisch und alltagstauglich (damit meine ich NICHT Schwierigkeiten mit auswärts essen). Umständlich, aufwändig, kompliziert, die moderne Variante von ständigem paranoidem Kalorienzählen vor 20 Jahren, und teuer.

Ich wünsche mir mal irgendwo eine realistische, ehrliche Gegenüberstellung. Mit einer Zielgruppe, die weder ein hippes Hobby noch eine "Ernährungsreligion" braucht - oder den Ausstieg aus der Industrie- und Fastfood-Hölle XD.

Ganz ohne ideologische Luxus-Argumente (Produkte vom Metzger/Direktvermarktung, undifferenzierte Bio/Demeter-Verehrung usw. Denn das treibt die Preise sowieso massiv in die Höhe und verlangt außerdem einen Lebensstil der dazu passt, zB Auto.) Solche Darstellungen sorgen dann auch wieder dafür, dass man solche Ernährungs- oder Lebensweisen für elitär und abgehoben hält. Weil darin dargestellt wird, dass sich etliche teure und umständliche Maßnahmen "ja jeder leisten kann".

Dörthe

Sunday 28th of April 2019

Was mir vor allem aufgefallen ist: Man kauft auch mengentechnisch bewusster ein, wenn der Preis höher ist. Was wiederum dazu führt, dass man weniger bis nichts mehr wegwirft. Insgesamt isst man bewusster.

Übrigens hast du die Fix- Tütchen vergessen, die viele so gern verwenden "wenns schnell gehn muss". Da kostet z.B. eine Mischung für Hackbraten ca 50 - 80 Cent. Klingt erstmal wenig. Wenn ich aber bedenke, dass man das gar nicht braucht und es auch ohne nicht länger dauert, eine gesunde! Mahlzeit auf den Tisch zu bringen, ist DAS für mich wirklich rausgeschmissenes Geld.

Uta

Tuesday 23rd of April 2019

Im Großen und Ganzen stimme ich zu, jedoch sind Bioeier genauso gesund wie jedes andere Ei (Freiland- oder Käfighaltung) aber die "Biohühner", sofern es sie überhaupt gibt, sind am krankheitsanfälligsten und da auch hier Wert auf Profit gelegt wird, muss entsprechend auf diesen Zustand reagiert werden. "Teure Klamotten halten länger" - auch das kenne ich ganz anders aber egal. Der Aussage stimme ich ansonsten voll und ganz zu: Low Carb ist zwar aufwendiger aber nicht teurer, da gefühlt 90 % des Supermarkt-Angebotes für uns nicht mehr in Frage kommen und besonders bei den vielen Fastfood-Essens-Snacks bin ich ganz bei Dir. Dazu kommt die enorm schnelle Sättigung der Low-Carb-Ernährung! Früher habe ich viel mehr an Menge allein schon gegessen :-)