Skip to Content

Was ist Insulinresistenz eigentlich?

Das Schreckgespenst “Insulinresistenz”. Jeder redet darüber, aber wie viele Leute haben tatsächlich verstanden, was Insulinresistenz wirklich ist? Also ICH weiß, dass DU in 10 Minuten auf jeden Fall Bescheid weißt.

Aber bevor wir über Insulinresistenz sprechen, sollten wir erst nochmal kurz auffrischen, was Insulin genau tut.


Das Video wird von YouTube eingebettet abgespielt. Es gilt die Datenschutzerklärung von Google.

Was ist Insulin gleich wieder?

Insulin ist der König der anabolen Hormone. Anabol heißt – im Sinne des Stoffwechsels – aufbauend. Das heißt, Insulin ist das Masthormon schlechthin, der Energiespeicherer, der Einlagerer.

Insulin ist an erster Stelle dafür zuständig, dass hoher Blutzucker auf ein normales Niveau abgebaut wird. Das ist echt wichtig, weil dauerhaft hoher Blutzucker sehr viele Schädigungen hervorruft. Arterien werden geschädigt, Kapillaren werden durch die Zuckerkristalle wundgescheuert – das ist unter anderem für Augen und Beine dramatisch übel. Lauter Dinge, die man bei schlecht eingestellten Langzeitdiabetikern finden kann – und die kein Mensch haben will.

Diesen Blutzuckerabbau schafft Insulin ja bekanntermaßen so, dass es den Blutzucker zunächst in die Glykogenspeicher von Muskulatur und Leber schiebt und wenn dort voll ist, dann in die Fettdepots – die nicht so voll sind, dass da nichts mehr reinpasst. Leider.

Je höher der Blutzucker ist, desto mehr Insulin wird natürlich benötigt, um diesen wieder auf ein normales Niveau zu bringen. Gleiches gilt natürlich auch für die Häufigkeit. Öfter hoher Blutzucker heißt öfter Insulinausschüttung.

Es gibt aber auch noch andere Faktoren, die deinen Insulinspiegel beeinflussen. Allen voran nehmen die Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin Einfluss, aber es gibt auch ein paar Medikamente und anderen Situationen, die hier mitspielen.

Newsletter Form (#37)

Exklusive Tipps und Rezepte 🗞️

Was ist Insulinresistenz und wie passiert sowas?

Insulinresistenz ist gleichbedeutend mit Desensibilisierung der Muskel- und Leberzellen. Insulin schließt diese Zellen auf, damit Glucose darin gespeichert werden kann.

Wenn aber der Insulinspiegel zu oft sehr hoch ist, dann nutzen sich die Insulinrezeptoren mit der Zeit ab. Im Prinzip ist das Überbeanspruchung. In der Folge bedeutet das, dass die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin produzieren muss, um die gleiche Menge Blutzucker wie früher abzubauen. Was dann natürlich die Insulinresistenz weiter steigert.

Diese Körperzellen werden also mit der Zeit resistent gegen Insulin. Und noch genauer, für die Biochemie-Nerds: tatsächlich verändert sich sogar die Form der Insulinrezeptoren an den “taub” werdenden Zellen mit der Zeit.

Die Gründe dafür sind gleichermaßen vielfältig wie alltäglich.

Der wichtigste und häufigste Grund ist natürlich falsche Ernährung. Zucker und andere Kohlenhydrate sind der Hauptfaktor für hohen Blutzucker. Und je kurzkettiger diese Kohlenhydrate sind, desto heftiger ist das ganze natürlich.

Insbesondere bei zuckerhaltigen Getränken ist die Blutzucker- und Insulinauswirkung besonders stark, weil dort nicht nur oft sehr viel kurzkettige Zucker enthalten sind, sondern im Regelfall auch keine .

Mangelnde Bewegung ist heutzutage ebenso alltäglich und genauso tragisch. Sport sorgt aktiv für verbesserte Insulinsensitivität. Insulinsensitivität ist das genaue Gegenteil von Insulinresistenz – der Körper reagiert also besser auf Insulin und du brauchst weniger davon für das gleich Ergebnis. Eine hohe Insulinsensitivität ist übrigens auch gut für Muskelwachstum, wenn dir sowas wichtig ist.

Und zu guter Letzt und vermutlich ähnlich wichtig wie die Ernährung ist Streß.

Stresshormone haben gewaltige Auswirkungen auf Blutzucker und Insulin. Cortisol, das primäre Stresshormon, verringert die Wirksamkeit von Insulin und verhindert damit passiv dessen Abbau – weil ja der Blutzucker nicht weniger wird.

Adrenalin und Noradrenalin wiederum verursachen eine Ausschüttung von Glukagon. Glukagon holt dann Glucose aus Muskulatur und Leber und erhöht damit den Blutzucker. In direkter Folge wird auch hier wieder Insulin ausgeschüttet, das aber durch den gleichzeitig hohen Cortisolspiegel nicht wirken kann.

Wie schlimm dieser Teufelskreis werden kann, sieht man an unserem komplett überlasteten Pflege- und Krankenhauspersonal in Deutschland.

Pflegepersonal und Krankenschwestern haben einen körperlich unglaublich anstrengenden Job. Zehntausende Schritte am Tag, viel mehr als die meisten anderen Berufe. Betten machen, Rollstühle schieben, alte und kranke Menschen durch die Gegend heben. Und das alles unter Zeitdruck und unter personeller Unterbesetzung.

Das ist Stress pur und ich würde diese Berufe nicht ausüben wollen. Daher möchte ich auch an dieser Stelle allen meinen Respekt und meinen Dank ausdrücken, die diesen Berufen Tag für Tag nachgehen – trotz Stress, schlechter Bezahlung und mieser Arbeitsbedingungen.

Und trotz der ganzen Bewegung: stark übergewichtiges Pflegepersonal ist überhaupt kein seltener Anblick. Eher normal. Und das liegt NICHT daran, dass die Damen und wenigen Herren in diesen Berufen fressen wie Scheunendrescher und sich ernähren als wär McDonalds gratis…

Das liegt am Stress. Diese armen Menschen haben einen so hohen Stresspegel, dass hier regelmäßig erst starke Insulinresistenz und später Diabetes Mellitus Typ 2 diagnostiziert wird. Mit den entsprechenden Folgen.

Wenn die Bauchspeicheldrüse aufgibt

Irgendwann gibt es aber nicht nur Probleme bei den Insulinsensoren in von Muskeln und Leber, sondern auch am anderen Ende, am Anfang der Produktionskette.

eatketo Toolbox

Wenn die Betazellen deiner Bauchspeicheldrüse über Jahre und Jahrzehnte immer mehr und mehr Insulin produzieren müssen, dann kommt es auch hier zum Verschleiß. Die Produktionsleistung sinkt langsam ab, bis irgendwann der Punkt erreicht ist, dass einfach nicht mehr genug Insulin da ist, um den Blutzucker auf einem normalen Niveau zu halten.

Das ist dann Diabetes Mellitus Typ 2. Und dann brauchst du Medikamente um das fehlende Insulin auszugleichen. Erst Tabletten und irgendwann Spritzen.

Letztendlich ist Typ 2 Diabetes also eine Verschleißerscheinung.

Ein Fliesenleger, der sein Leben auf den Knien verbracht hat, hat irgendwann kaputte Kniegelenke. Der Büroarbeiter kriegt seinen Bandscheibenvorfall und andere Berufe haben ihre eigenen Abnutzungseffekte.

Und wer sich falsch ernährt und seinem Körper keine Ruhepause gibt, hat irgendwann – unter anderem – eine kaputte Bauchspeicheldrüse.

Wenn es dann wirklich soweit ist, dass die Betazellen der Bauchspeicheldrüse soweit geschädigt sind, dass sie kein Insulin mehr produzieren können, dann ist die Schädigung permanent. Zumindest sieht das die moderne Medizin im Augenblick so.

Was du dagegen tun kannst

Naja, einfach gesagt: man nehme die Auslöser und tue das Gegenteil. Das ist übrigens in vielen Fällen eine veritable Lösung.

Mein Auto bekommt Dellen, wenn ich gegen Dinge fahre. Also fahre ich nicht mehr gegen Dinge, damit mein Auto keine Dellen bekommt. Und der Dellendoktor wendet sogar die direkt umgekehrte Kraftrichtung an, um bereits vorhandene Dellen wieder zu entfernen.

Diese Logik kann man für viele Probleme anwenden.

Wie bereits geschrieben, gilt Diabetes Mellitus Typ 2 als unheilbar. Oder eher galt als unheilbar. Schön langsam häufen sich ja die Berichte über Heilung durch Ernährung und Sporttherapie. Wohlgemerkt nie über pharmazeutische Behandlung.

Dr. Jason Fung, ein kanadischer Ernährungsmediziner (obwohl eigentlich Nephrologe, also Nierenspezialist), berichtet relativ regelmäßig von Heilungen bei Diabetes Typ 2 Patienten. Er wendet dafür therapeutisches Fasten, intermittierendes Fasten und ketogene Ernährung an. All diese Maßnahmen stimulieren den Fastenzustand und Autophagie.

Gleichermaßen lesen wir immer wieder auch aus anderen Quellen, dass extreme Reduktionsdiäten, Fastenkuren und zeitlich begrenzte extreme Restriktion von Blutzuckertriggern (z.B. und Fettfasten) nachhaltig heilen können.

Besonders erfolgversprechend scheint hier konsequentes Wasserfasten über längere Zeit, d.h. so Richtung 20 Tage. Gerne auch länger, aber das ist natürlich nicht so richtig einfach.

Genau das Gleiche gilt natürlich für Insulinresistenz und Prädiabetes – so bezeichnet man den unscharfen Übergangszustand zwischen Insulinresistenz und Diabetes Mellitus Typ 2. 

Die Entlastung der Bauchspeicheldrüse durch Verzicht auf alle einfachen und die meisten komplexen Kohlenhydrate, alle voran natürlich Zucker und süßen Getränken, tut Wirkung. Die Betazellen der Bauchspeicheldrüse erholen sind Stück für Stück und kehren zurück zu alter Leistungsfähigkeit.

Sportliche Betätigung wirkt dabei von der anderen Seite. Hier wird die Insulinsensitivität gesteigert, also die Reaktionsfreudigkeit der Muskel- und Leberzellen auf die gleiche Menge Insulin. Man könnte auch einfach sagen, die Insulinresistenz wird verringert, aber es ist einfach cooler, wenn zwei Begriffe für dasselbe Ding hat…

Sport hilft gleichzeitig auch, Stresshormone zu reduzieren. Stresshormone reduzieren bzw. vermeiden ist sowieso eine gute Idee, auch außerhalb jeder sportlichen Betätigung. Auch grundsätzliche Entspannungstechniken wie Meditation, progressive Muskelentspannung und jede andere Art ungehetzter Freizeitbeschäftigung

Fazit

Insulinresistenz ist Desensibilisierung, Diabetes (Typ 2) folgt als Abnutzungsschaden.

Wer die Kraft reduziert, die auf beides wirkt, vermeidet beides. Weniger Zucker, weniger oxidativer Stress, weniger mentaler und körperlicher Stress und dazu ein gerüttelt Maß an Bewegung. Kurz, Leben mit weniger Druck und weniger Bullshit-Essen hilft gut. Typ 2 Diabetes ist schließlich eine Zivilisationskrankheit.

Wenn wir uns ein bisschen weniger zivilisiert benehmen, dann bleiben uns auch solche Krankheiten erspart.

Über Nico

Avatar-FotoNico ist Ernährungsberater, zertifizierter Fastenleiter und -Experte. Er ernährt sich selbst seit 2014 Low Carb mit ketogenen Phasen. Bisher hat er damit über 40 kg abgenommen und hilft anderen, ihre durch Ernährungs- und Lebensstiländerungen zu verbessern.

Weiterbildungen: Ernährungs- und Gesundheitsberater (Isolde Richter), Fastenleiter (Isolde Richter)

📣 Werbehinweis für Links mit Sternchen (*) oder shopping cart icon oder amazon brand icon

Die mit Sternchen (*) oder shopping cart icon oder amazon brand icon gekennzeichneten Links sind Provisionslinks auf externe Angebote. Wenn Du auf einen solchen Link klickst und über diesen Link einen Kauf tätigst, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Der Preis verändert sich hierbei nicht. Dies hat keinerlei Einfluss darauf, wie wir ein Produkt oder einen Anbieter bewerten.

Cathrin

Friday 10th of May 2019

Ich komme nicht so oft dazu viel zu lesen. Heute hat es geklappt :D und ich konnte deinen Blog zum Wasserfasten und zur Insulinresistenz lesen. Sehr spannend!! Das mit der Ungeduld des letzten Tags kenne ich nur zu gut ;) Den Blog mit der Insulinresistenz würde ich gerne meinem Dad zum Lesen geben. Gibt es die Möglichkeit ihn als PDF zu bekommen? Allerliebste Grüße Cathrin

BtW ...ich liebe euren Dialekt ;)

Nico

Sunday 12th of May 2019

Hallo Cathrin,

also grundsätzlich kannst du den Blogartikel ja ausdrucken und bei Drucken einfach "Als PDF speichern" wählen - je nachdem, welchen Browser du verwendest, kann das leicht anders heißen, aber das Prinzip ist immer gleich :)

Wenn dein Vater allerdings mit PDFs etwas anfangen kann, dann hat er vermutlich einen Computer, oder? Schick ihm doch einfach den link zum Blogartikel, oder geht das nicht?

viele Grüße Nico